Das schönste Autorennen der Welt – die legendäre Mille Miglia. Und ich wage einen neuen Versuch. Vor zwei Jahren verspürte mein Nash Healey nicht ganz so viel Lust auf das Rennen wie ich. Er hatte sich damals nach diversen technischen Problemen per Abschleppwagen ans Tagesziel bringen lassen. Aber: Trotz Riesenenttäuschung war es doch ein unvergessliches Erlebnis, Teil der Mille Miglia zu sein. Und wen das Rennfieber einmal erwischt hat, der gibt so schnell nicht auf. Nach einem Jahr Pause also ein neuer Angriff, ein neues Rennen. In der Zwischenzeit wurde der Nash ordentlich auf Vordermann gebracht. Ein Ausfall aufgrund der Probleme von 2017 war damit praktisch ausgeschlossen. Neues Jahr, neues Glück! Bevor es an den Start geht, checke ich aber auch 2019 wieder die Konkurrenz der Oldtimer-Schmuckstücke und Classic Cars, die sich in die schönste und strapaziöseste Rallye der Welt wagen.





Die erste Etappe der Mille Miglia 2019 – von Brescia nach Cervia / Milano Marittima
Brescia – Desenzano – Sirmione – Valeggio sul Mincio – Mantova – Ferrara – Comacchio – Ravenna – Cervia / Milano Marittima
Die Route klingt doch schon mal wie ein italienischer Traum, oder? Der erste von vier Rallye-Tagen kann beginnen. Auch die Liste der Mitstreiter kann sich sehen lassen. Hier nur ein paar Namen, wer noch alles mitfährt bei der Mille Miglia 2019:
- Rennfahrer-Legende Jochen Mass
- Ellen Lohr, die bisher einzige Frau, die einen DTM-Lauf gewinnen konnte
- Formel-1-Veteran Giancarlo Fisichella
- der ehemalige Rallye-Weltmeister Miki Biasion
- der mehrfache Rally-Weltmeister (gemeinsam mit Walter Röhrl) Christian Geistdörfer.
Ich befinde mich also in bester Gesellschaft.
Die Mille Miglia – keine ganz normale Rallye
Kurz zur Erinnerung: Im Gegensatz zu vielen anderen Rallyes kommt es bei der Mille Miglia nicht auf reine Geschwindigkeit an. Vielmehr ist es wichtig, dass die ca 1800 Kilometer in einer vorgegebenen Zeit absolviert werden. Insgesamt gibt es bei dieser Gleichmäßigkeitsrallye über 100 Sonderprüfungen, die man so exakt wie möglich, also ohne zeitliche Abweichung fahren muss. Bei den sogenannten Schlauchprüfungen müssen wir Teilnehmer den vorgegebenen Streckenabschnitt in einer bestimmten Zeit zurücklegen. Je geringer die Abweichung, desto mehr Punkte gibt es. Genug gesagt: Schnallt Euch an … und los geht es mit der Mille Miglia 2019.








Den ersten Tag haben wir gut überstanden, der Nash Healey und ich. Kein Vergleich zu meinem letzten Erlebnis vor zwei Jahren. Nach dem Dauerregen am Morgen in Brescia, kam sogar pünktlich zum Start die Sonne raus und die gesamte erste Etappe konnte Open Air gefahren werden. „So kann es gerne weitergehen“, ist mein Gedanke am Ziel in Cervia / Milano Marittima, … doch ganz so glatt läuft die zweite Etappe der Mille Miglia 2019 dann doch nicht. Aber seht selbst.
Die zweite Etappe der Mille Miglia 2019 – von Milano Marittima nach Rom
Cervia / Milano Marittima – Cesenatico – Gambettola – Urbino, – Corinaldo – Senigallia – Fabriano – Assisi – Perugia – Terni – Rieti – Roma
4 Stunden Schlaf und diverse Tassen Kaffee später: Ein Traummorgen für den zweiten Tag der Mille Miglia. Strahlender Sonnenschein, Ferraris und Jaguars neben mir bei der Startaufstellung. Der Weg in die Ewige Stadt lässt sich bestens an.














Alle Wege führen nach Rom. Nur dauern sie unterschiedlich lange. Das musste auch ich feststellen. Auf halber Strecke bemerkte ich, dass etwas mit dem hinteren linken Reifen des Nash Healey nicht in Ordnung war. Also Halt am Straßenrand, kurzer Check … und tja, das Rad hing nur noch an einem Bolzen fest. Die möglichen Folgen will ich mir gar nicht ausmalen. Boxenstopp also. Rad runter, nachgeschaut, ob noch andere Schäden da sind. Dann wieder montiert, Bolzen neu und festverschraubt. Kontrolle aller übrigen Reifen. Soweit alles gut. Weiter geht die Fahrt in die ewige Stadt.



Die Ankuft im nächtlichen Rom ist definitiv eines der Highlights der Mille Miglia. Euphorie pur bei allen Teilnehmern, die es bis hierher geschafft haben und auch bei Tausenden von autoverrückten Fans, die jedem eintreffenden Oldtimer zujubeln. Nach 15 Stunden Rallye bin ich komplett erschöpft, aber happy.
Die dritte Etappe der Mille Miglia 2019 – von Rom nach Bologna
Roma – Viterbo – Siena – Vinci – Pistoia – Bologna
Ein ganz besonderer Tag. Nicht nur für mich persönlich, sondern auch für die Mille Miglia. Denn heute hält der Tross erstmals auf der beeindruckenden Piazza Il Campo in Siena. Schon die Einfahrt durch die engen Gassen der Toskana-Schönheit ist ein einmaliges Erlebnis. Dann parken mehr als 400 Oldtimer überraschend geordnet auf der Piazza vor dem Palazzo Pubblico und ebendort begrüßt der Bürgermeister von Siena alle Rennfahrer zum Lunch. Schaut Euch die Bilder an. Damit dieser exklusive Halt überhaupt möglich wurde, war der altehrwürdige Platz mit Kunstrasen-Bahnen bedeckt. Die älteren Modelle verlieren ja leider gerne mal ein paar Tropfen Motoröl und das wollte man dem Boden der Piazza nicht zumuten. Schließlich steht ja auch am 2. Juli das legendäre traditionelle Pferderennen „Palio di Siena“ auf dem Programm. Jetzt machte allerdings erstmals die Mille Miglia mit weitaus mehr PS vor der spektakulären Kulisse Halt.






Das Ende vor Florenz
Nach der Lunchpause ging es zum 500. Todesjahr des berühmten Leonardo weiter in dessen Geburtsstadt, nach Vinci. Die weiteren Etappenziele waren Montecatini, Pistoia und Florenz, wo der gesamte Mille Miglia Konvoi in endlosen Staus stecken blieb. Leider zu viel für meinen Nash Healey. Die schon angeschlagenen Bremsen machten beim ständigen Stop-and-Go leider schlapp. Kurz vor dem Ziel des dritten Renntages dann die Entscheidung zur Aufgabe. Zwar stand am Samstag nur noch ein halber Renntag auf dem Programm – von Bologna über Modena, Parma und Travagliato zurück nach Brescia, aber bei allem Renn-Enthusiasmus: Das Sicherheitsrisiko war zu groß. Mit defekter Bremse weiterzufahren, wäre einfach unverantwortlich gewesen. Nicht wirklich ein Trost, aber ca. 90 anderen Teams ging es am Ende genauso wie mir, nur 365 von 455 gestarteten Oldtimern schafften es ins Ziel.

Ci vediamo, Mille Miglia!
Man sagt ja, aller guten Dinge sind drei. An diesem Sprichwort ist sicher etwas dran. Realistischerweise werde ich aber im nächsten Jahr wieder eine Mille Miglia Pause einlegen. Aber das heißt ja nicht, dass ich 2021 nicht wieder am Start bin. Toll wäre es schon, wenn ich es einmal von Brescia nach Brescia schaffe. Herzlichst! Eure Alexandra Klim

PS: Hier sind übrigens noch einmal die Links zu meinem Start vor 2 Jahren: Mille Miglia 2017 – Mit dem Nash Healey bei der schönsten Rallye der Welt Im automobilen Schlaraffenland: Die Konkurrenz bei der 1000 Miglia Der Start in meine erste 1000 Miglia … und auch das Ende? Aus der Traum – Wie es mit der Mille Miglia weiter ging