Filmexperten schauen sich die Oscar-Verleihung an

#OscarsSoWrong – Der Oscar-Schock

Wenn frau oder man sich in Deutschland die Oscars anschaut, dann braucht es Durchhaltevermögen. Schließlich geht die Show bis knapp sechs Uhr morgens nach mitteleuropäischer Zeit. Doch auch wenn man, wie ich, nicht ganz so weit entfernt vom Dolby Theatre in Hollywood alles live verfolgt, ist man irgendwann gefühlt im La-La-Land und hat Schwierigkeiten, die Augen offen zu halten. Insofern war DER große Oscar-Moment 2017 ein richtiger „Hallo-wach“-Schocker.

Wie man ein Millionen-Publikum schlagartig aufweckt!

Ausgerechnet bei der krönenden Verleihung des letzten und wichtigsten Awards, kam es zum Eklat. In den Hauptrollen: Warren Beatty und Faye Dunaway sowie ein dubioser Umschlag. Alles live auf der Bühne vor Millionen von Zuschauern weltweit. Und nicht zu schweigen von den Zuschauern vor Ort und der armen Crew von La La Land. Aber von vorne: Der Umschlag, der eigentlich den Gewinner in der Kategorie „Bester Film“ nennen soll, wird geöffnet, eine kurze Pause, Warren Beatty zögert und schliesslich verkündet Faye Dunaway La La Land als Gewinner. Großer Jubel, die Produzenten sind mit ihren Dankesreden schon halb durch, als es plötzlich viel hektisches Gewusel und große Verwirrung auf der Bühne gibt. Der falsche Umschlag wurde verlesen, es handelte sich anscheinend um eine Kopie des Umschlags für die Auszeichnung „Beste Schauspielerin“.

Zuerst hatte ich die Aufregung als geplanten Gag gewertet, aber dann wird schließlich verkündet, dass eigentlich Moonlight gewonnen hat. Oops. Die Stars und die Crew von La La Land werden jetzt schnell von der Bühne gescheucht, müssen vorher aber noch ihre frisch gewonnenen Goldstatuetten an das Moonlight-Team übergeben. So etwas hat es in der 89-jährigen Geschichte der Academy Awards noch nie gegeben! Und so werden die Oscars 2017 zumindest für immer unvergessen bleiben. Kleines Trostpflaster für La La Land: Immerhin gab es von insgesamt 14 Nominierungen 6 Gewinne für den Film. Besonders gefreut habe ich mich persönlich über den Gewinn von Linus Sandgren für die beste Kinematografie.

Die restlichen Gewinner der Oscars 2017

Insgesamt bin ich mit den Gewinnern ziemlich happy. Ich gönne Damien Chazelle seinen Regie-Oscar von ganzem Herzen und freue mich über seinen Rekord, denn er ist der jüngste Regisseur, der je einen Oscar gewonnen hat. Auch alle vier Schauspiel-Oscars (Mahershala Ali, Viola Davis, Casey Affleck, Emma Stone) sind wohlverdient, trotzdem hätte ich gerne Ryan Gosling als Gewinner gesehen. Außerdem bin ich noch immer ein wenig enttäuscht, dass Amy Adams für ihre Rolle in Arrival nicht einmal nominiert war. Vielleicht war sie selbst auch ein bisschen sauer. Denn sie war zwar als Presenterin auf der Bühne, aber auf dem roten Teppich ward sie nicht gesehen. Ich drücke ihr alle Daumen, dass sie bei den Oscars 2018 zum dann sechsten Mal nominiert wird und dann auch einen Preis abräumt.

Oscar-Momente, die bewegt haben

Der größte Lacher: Die ahnungslosen Bus-Touristen mit ihren Selfie-Sticks, die zu ihrer eigenen Überraschung und auch zur Überraschung der anwesenden Stars, direkt in die erste Sitzreihe der Oscar-Verleihung geführt wurden. Das Highlight: Denzel Washington „traut“ ein verlobtes Touri-Paar und Jimmy Kimmel weist einen der Touristen darauf hin, dass er nichts mit dem Handy filmen muss, da eh alles live auf der ganzen Welt übertragen wird.

Emotionaler Höhepunkt 1: Die tränenreiche Dankesrede von Viola Davis, die in Fences die geplagte Ehefrau des von Denzel Washington gespielten Hauptprotagonisten spielt.

Emotionaler Höhepunkt 2: Michael J. Foxs bewegender Auftritt zusammen mit dem DeLorean aus Zurück in die Zukunft

Emotionaler Höhepunkt 3: Kenneth Lonergans Dankesrede.

Wow-Moment 1: Das Opening von Justin Timberlake inklusive seines Mikrophon-Wurfs.

Wow-Moment 2: Süßigkeiten an Fallschirmen. Muss ich mir für kommende Kindergeburtstage merken 😉

Und wie hat sich Jimmy Kimmel als Moderator geschlagen?

So làlà. Wie erwartet, brachte er einige Trump-Jokes in seinem Begrüßungsmonolog unter. Dabei recycelte er einfach mal einen Witz, den Tina Fey und Amy Poehler bereits bei den Golden Globes 2014 gebracht hatten. Lustig war dann der live abgesetzte Tweet an den auf Twitter ungewohnt stillen POTUS, ob er denn noch wach sei. Man höre ja so gar nichts von ihm. Aber wer weiß, vielleicht hatte gestern Nacht auch der Beraterstab irgendwo das Handy des Präsidenten versteckt.

Wie wir alle wissen, zeigen sich Matt Damon und Jimmy Kimmel immer wieder als best Frenemies. Was am Anfang des Beefs zwischen den Celebritys noch ganz lustig war (Wir erinnern uns an Sarah Silvermans I’m fucking Matt Damon aus dem Jahr 2008), geriet im Laufe des Abends dann aber doch immer zäher. Man kann einen Gag also auch zu Tode reiten … aber ich will gar nicht so viel kritisieren, denn die Oscarmoderation ist ein mega Job und den muss man erstmal besser machen. Jimmy Kimmel ist nun mal Jimmy Kimmel.

Zum Schluss noch ein paar beeindruckende Zahlen zur Oscarverleihung 2017

Der Rote Teppich war 900 Feet, also knapp 275 Meter lang.
Insgesamt haben in diesem Jahr 6.687 Mitglieder der Academy ihre Stimme abgegeben.
336 Filme waren „eligible“ für die Kategorie Bester Film, nur neun davon haben es geschafft, nominiert zu werden.

So, jetzt fallen mir die Augen zu.
Gute Nacht aus La La Land
Eure Alexandra Klim 🙂

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